A capella
Samstag, 13. Dezember 2014, 21.00 UhrHot Jazz Club, Hafenweg 26 b, 48155 Münster
Tickets gibt es exklusiv im Hot Jazz Club oder online unter www.hotjazzclub.de
Trotz großer Wahlfälschungsvorwürfe hat sich Langzeit-Machthaber Robert Mugabe mit seinen mittlerweile 89 Jahren im letzten Jahr erneut zum politischen Oberhaupt Simbabwes erklärt. Mugabe war vor über dreißig Jahren erstmals als Kopf der Rebellen an die Macht gekommen, nachdem sich das damalige Südrhodesien nach seiner Unabhängigkeitserklärung 1965 einen langen und blutigen Kampf mit der herrschenden weißen Minderheit geleistet hatte. Erst 1980 ging dieser sogenannte Befreiungskrieg (»Chimurenga«) und damit die Zeit der kolonialen Unterdrückung endgültig zu Ende.
Unter der langen britischen Kolonialherrschaft wurden auch traditionelle kulturelle Ausdrucksformen, wie die Mbira-Musik aus der Shona-Kultur über viele Jahrzehnte unterdrückt und verboten. Von den christlichen Missionaren wurde die Mbira als »Teufelswerk« bezeichnet und auch die Mehrheit der Shona selbst nannten die Mbira-Musik in den 1950er Jahren noch primitiv und wertlos. Thomas Mapfumo war einer der ersten, der sich in den 1970er Jahren der damals noch verbotenen traditionellen Musik wieder zuwandte. Die tragische Ironie der Geschichte will es, dass er nun in im Exil in den USA leben muss, da seine kritischen Texte ins Visier von Präsident Mugabe geraten sind...
Obwohl bei den Shona die Mbira-Musik traditionell eine Männer-Domäne ist, ist die bekannteste Mbira-Persönlichkeit eine Frau. Bereits in den 1960er Jahren trotzte Stella Chiweshe allen Hindernissen und wird heute auch »Mbira Queen« und »Ambuya Chinyakare« (»Großmutter der traditionellen Musik«) genannt. Sie hat zahlreiche jüngere Künstlerinnen inspiriert und unterrichtet, darunter ihre Tochter Virgina Mukwesha und die leider im Juli 2013 jung verstorbene Chiwoniso Maraire.
Nun gibt es seit etwa zwei Jahren neue Frauenpower aus einer anderen, eigentlich auch Männer-dominierten, musikalischen Welt Simbabwes: Die fünfköpfige A-capella-Gruppe Nobuntu kommt aus der Stadt Bulawayo im Südwesten des landes, die häufig »Kulturhauptstadt Simbabwes« genannt wird. Sie ist das Herz der Ndebele-Kultur und gilt seit langer Zeit als Zentrum für traditionelle Musik, Tanz, Theater und auch der bildenden Kunst. Bei den Ndebele und auch anderen Zulu-Völkern gibt es eine wichtige Chorgesang- und A capella-Tradition. Bereits in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand rund um die Industriegebiete in Natal und Johannesburg der Vokalstil »Mbube« (Zulu-Wort für »Löwe«), eine kunstvolle Stilistik, in der eine hohe Solo-Stimme von zumeist vier weiteren Stimmen begleitet wird. Die 1970er Jahre waren dann die große Zeit des »Isicathamyia« (»auf Zehenspitzen«/»beim Anschleichen«), ein ebenfalls nur von Männern praktizierter Stil, der international vor allem durch die südafrikanische Gruppe »Ladysmith Black Mambazo« bekannt wurde. Der Erfolg des Mbube und der nachfolgenden Stile führte zu vielen Gründungen von A-capella Formationen. Doch Nobunto ist vorerst die einzige Frauen-Band.
Heather Dube, Joyline Sibanda, Bridget Dube und Duduzile Sibanda sind mutige Vertreterinnen einer neuen Generation von Sängerinnen, die die Schönheit und den Reichtum ihrer Kultur zelebrieren und weitertragen. Sie kombinieren traditionelle simbabwische Musik, Gospel, Afro-Jazz und Crossover.
»Musik überwindet Grenzen zwischen Sprachen, Stämmen, Hautfarben und Ländern und Musik übertrifft in jedem Fall die Politik. Sie ist die Nahrung, mit der afrikanische Kinder ihr Leben leben und zu wunderschönen Geschöpfen heranwachsen.« (Claire Dangarembwa)
Mit ihren eigenen Kompositionen und ihren Texten setzen die fünf Frauen einen wichtigen Impuls für Veränderungen herkömmlicher Rollenmuster innerhalb ihres Landes und darüber hinaus. So sind die meisten ihrer Lieder auch Ausdruck und Aufruf für Solidarität, Gemeinschaft, Lebensmut und Bescheidenheit. Und auch ihr Name steht für alle diese Werte. Denn in dem Wort »Nobunto« steckt der Zulu-Begriff »Ubuntu«, den man etwa mit »Mutter der Menschlichkeit« übersetzen kann.
In ihrer Debüt-CD »Thina« präsentieren die fünf selbstbewussten Sängerinnen neben Liebes- und Hochzeitsliedern beispielsweise auch Texte über die grassierende Armut, über Kindesmissbrauch und sexuelle Gewalt. Im »Nobunto Chant« heißt es: »Wir sind die Jungfrauen des ›Ubuntu‹. Wir sind die Wächterinnen der afrikanischen Menschlichkeit – und der Mutterkontinent glaubt an uns. Wir sind Nobunto, ein Lied zum Stolz Afrikas.« Gesungen wird gleich in mehreren Sprachen: Englisch, Ndebele und Xhosa; letztere mit für unsere Ohren faszinierenden Klicklauten.
Die Stimmen der fünf Nobunto-Sängerinnen und ihre beeindruckende Bühnenpräsenz sind ein Erlebnis, das verbindet und nachhallt. Die Klänge einer Mbira und einer Djembe sowie energiegeladene Tanzeinlagen geben dem Konzert zusätzliche Kraft.