literarische Erkundung eines Kontinents«
»Afrikanische Literatur gibt es nicht«:Mit diesem Satz provozierte vor zwei Jahren in Berlin die US-amerikanische Autorin Taiye Selasi, deren Eltern aus Westafrika stammen. In einem wesentlichen Punkt hat sie zweifellos Recht. Die Einordnung von Texten in Schubladen mit geographischen Etiketten ist unangemessen. Das gelte für die europäische Literatur wie für die asiatische oder südamerikanische – vor allem aber für Literatur aus Afrika, sagt Taiye Selasie. Eine solche Einteilung sei Verrat an der Komplexität afrikanischer Kulturen und der Kreativität afrikanischer AutorInnen.
»Erlesenes Afrika« heißt in diesem Jahr das Motto des Afrika Festivals Münster. Die Afrika Kooperative e.V. lädt zu einer literarische Entdeckungsreise durch Kulturen des Kontinents ein – nicht um einen leeren Sammelbegriff mit Texten zu füllen, sondern um die Vielfalt der Literaturen zu erfahren. Ihr weites Spektrum bietet unzählige Möglichkeiten, sich verschiedenen Ländern zu nähern, denn Romane öffnen Türen zu unbekannten Kulturen. Geschichten erzählen von Menschen, sie vermitteln Werte und Traditionen, sie schildern das Leben und seine Bedingungen. LeserInnen bekommen ein Gespür für die Kultur und die Atmosphäre eines fremden Landes, sie erfahren Fakten aus seiner Geschichte und Tatsachen über die politische Situation.
Im Jahr 2013 begann die Afrika Kooperative Münster e.V. eine neue Veranstaltungsreihe von Lesungen und Gesprächen mit afrikanischen AutorInnen. Sie eröffnet so den Menschen in und um Münster Möglichkeiten des kulturellen Austausches. Sie stellt nicht nur neue Romane vor, sondern vermittelt das direkte Gespräch mit AutorInnen, deren Lebenserfahrungen weit über den Horizont der medialen Berichterstattung hinausgehen. Viele afrikanische SchriftstellerInnen setzen sich mit Themen ihrer Heimat auseinander. Aus verschiedenen Gründen leben sie oft nicht mehr in ihren Herkunftsländern, so dass sie nicht nur eine »Innensicht« bieten, sondern auch einen Blick von außen auf die Situation ihres Heimatlandes werfen.
Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums lädt die Afrika Kooperative e.V. alle Interessierten ein, sich dem afrikanischen Kontinent einmal mehr von der literarischen Seite zu nähern. Mit einem Überblick über literarische Tendenzen, Lesungen für Kinder und einem Poetry Slam möchte die Afrika Kooperative Sie auf interkulturelle Entdeckungsreisen mitnehmen. Denn: Literatur eröffnet Welten!
Büchertipps
- In Koli Jean Bofane (Kongo-Kinshasa/Belgien): Sinusbögen überm Kongo
- NoViolet Bulawayo (Simbabwe/USA): Wir brauchen neue Namen
- Moustapha Diallo: Visionäre Afrikas
- Helon Habila (Nigeria): Öl auf Wasser
- Manfred Loimeier: Wortschätze – Interviews mit afrikanischen Schriftstellerinnen und Schrifstellern
- Alain Mabanckou (Kongo-Kinshasa/Frankreich/USA): Morgen werde ich zwanzig
- Greg Marinovich & João Silva: Der Bang-Bang Club (Sachbuch über ein Fotografenteam zu Südafrika in den 90ern)
- Lola Shoneyin (Nigeria): Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi
- Abdourahman A. Waberi: In den Vereinigten Staaten von Afrika
Kinder- und Jugendbücher
- Meshack Asare: Als Sosu sein Dorf rettete
- Amadou Hampâté Bâ: Die Kröte, der Marabut und der Storch
- Idrissa Keita: Djemas Traum vom großen Auftritt
- John Kilaka: Gute Freunde
- Claire A. Nivola: Bäume für Kenia. Die Geschichte der Wangari Maathai
